Speeddate mit Folgen. Der tote August und ich

Ehrlich, ich wollte August Gemming nicht entdecken. Der Gustl, wie er auch genannt wird, stand meinem Plan geradezu im Weg. Doch sein großer Grabstein mit dieser seltsamen Inschrift, weckten meine Neugier. Ja, ich gebe zu, auch meinen detektivisch-journalistischen Spürsinn. Dabei wollte ich doch nichts als rein in die Natur, endlich raus aus immer neuen medialen und virtuellen Welten.

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München. Digital. Erleben. Der Open Government Tag München 2019 (#OGTM19)

In Wahrheit sei es doch manchmal so. Mitarbeitende in der Verwaltung hätten eigentlich zwei Leben. Erstens ihr alltägliches, der sie am frühen Morgen in die Behörde führe und am Abend wieder hinaus. Dieses erste, normale Leben sei voll digitalisiert, es funktioniere via Smartphone, das meiste lasse sich dort via App mit einem Wisch des Daumens erledigen. Zweitens ihr berufliches…

Die ersten Lacher im Publikum zeigten: viele wussten aus eigener Erfahrung, wie die kleine Anekdote enden würde.

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Bloggerwalk zu Erika Mann: So geht Monacensia digital

Es gehört zu den reizvollen literarischen Experimenten, historische Personen in die eigene Gegenwart zu katapultieren. Der Kontrast erscheint umso reizvoller, je fremder die Persönlichkeit zur Jetztzeit ist. Ganz anders bei Erika Mann, der die Münchner Monacensia die erste eigene Ausstellung widmet. Die außergewöhnliche Frau einmal nicht als

  • Tochter von Thomas
  • Nichte von Heinrich
  • Schwester von Klaus.

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Kultur, Diversity und Humor. Drei ziemlich beste Freunde.

Diversity und Frauen, manchmal scheint es, als sei das Thema Diversity nur ein Frauenthema. Dabei zeigen Stichworte wie Neurodiversität oder Inklusion, dass wissenschaftlich und empirisch längst viel breiter zu dem Thema geforscht wird. Mit Recht, denn der Zusammenhang zwischen Übernormung, Anpassung und Leistung ist evident. Wer sich sexuell, religiös, neuronal usw. stets rechtfertigen muss oder seine wahren Bedürfnisse verschleiert, weil sie tabuisiert oder ausgrenzend wirken, wird unter seinem Niveau bleiben.

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Wie blind ist das denn? #KI, #KINarrative, #E-Roller und das Erkennen neuer Muster

Heute morgen (10.08.2019), auf dem Fußweg zum Supermarkt sah ich einen jungen Mann die U-Bahn Treppe hochkommen. Er trug eine getönte orangene Sonnenbrille, nicht ganz erwartbar für den Regentag, aber bitte. Als er ganz oben stand, erkannte ich, dass er einen Langstock führte. Er bewegte sich souverän, der Radius, den er mit dem Langstock auswarf, schien aber mit den überall rumstehenden E-Rollern zu kollidieren. Er drohte, sich zu verhakeln, so dass ich fragte, ob ich ihn kurz etwas fragen dürfte (nämlich ob er Hilfe bräuchte, da stünden kreuz und quer diese neuen E-Roller) und wir kamen ins Gespräch.

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Technologie-Narrative. Was KI von der Elektrifizierung lernen kann

Es sind Bedeutungszuschreibungen, kurz Narrative, die beeinflussen, was wir von neuen Technologien halten. Narrative beinhalten Werte und Emotionen, genau deshalb sind sie so stark, persönlich wie gesellschaftlich. Nehmen wir als Beispiel die Elektrifizierung. Der historische Abstand hilft klarer zu erkennen, wo wir mit KI stehen. Ich unterscheide idealtypisch drei Phasen:

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Offenheit für KI beginnt im Gehirn. Digitale Transformation, Hirnareale und Sprache.

Ganz gleich, wo die verschiedenen Modelle zur digitalen Reifemessung beginnen – Struktur, Führung, Kundenkontakt, Produktion, Vertrieb – ein entscheidendes Gebiet lassen alle außer Acht: unser Gehirn. Das ist nachlässig. Gerade, wenn es um sogenannte Künstliche Intelligenz geht. Fakt ist, zu allen Veranstaltungen, bei denen sich Menschen für neue Technologien, digitale Tools, Lernumgebungen und agile Prozesse öffnen sollen, bringen sie nun einmal auch ihr Zwischenhirn mit. Weiterlesen

Mensch, Mensch! Ian McEwans Buch „Maschinen wie ich“

Bestsellerautor Ian McEwans Buch Maschinen wie ich – Originaltitel Machines like you (and people like me – ist von der Literaturkritik in Teilen negativ aufgenommen worden. Auf weite Strecken Nacherzählung moderner Technologiephantasien, blasse Charaktere, zu wenig literarische Gestaltungskraft lauten die Einwände. Ich glaube, dass die Bedeutung des Romans vor allem in der Komposition des Plots liegt. Er ist präzise so gearbeitet, dass unsere Kategorien von Richtig/Falsch, Ethisch gut/Ethisch fragwürdig, Gerecht/Ungerecht, Zielführend/Katastrophisch zielführend in all ihrer Ambivalenz ausgespielt werden können.

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Wie soll das Kind denn heißen? Zum Begriff „Künstliche Intelligenz“ (KI)

Das mythische Potential von Namen wurzelt in den Schöpfungsgeschichten der Völker. In den Märchen, Fabeln und Legenden lebt es fort, ungebrochen in seiner Güte und Gefährlichkeit. Segen und Fluch liegen nah beieinander, gute Namensfeen stehen neben bös erzürnten. Wer einmal erlebt hat, wie aufrichtig Eltern um den Namen ihres Neugeborenen ringen, spürt etwas vom Ernst des Aktes – genau wie in den Ritualhandlungen Taufe oder Namensfeier.

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Wie Fotografen Künstliche Intelligenz (KI) inszenieren und was in Wirklichkeit Sache ist (Teil 3).

KI verhilft uns zum Schlaraffenland. Denn die algorithmisch aufgeschlaute Maschinen übernehmen alle anstrengenden, zeitraubenden und gefährlichen Aufgaben. Im Land, wo Milch und Honig fließen, fliegen uns die frisch gebraten Hühnchen bald auf Zuruf in den Mund. Frieden, Frohsinn und Ausgelassenheit gehören auf jeden Fall im Garten Eden dazu. Fragt sich, wie setzen Fotografinnen und Fotografen das ins Bild? Mit kindlichen Paradiesen! Teil 3) meiner Befunde aus Bildagenturen: Wichtel und Spielzeuge.

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Hi, AI

Kann man die Zukunft dokumentieren? Oder nur zuschauen, wie sie geschieht? Isabelle Willingers Filmdoku „Hi, AI“ unternimmt den Versuch. Sie fordert uns auf, Fragen zu stellen.

Wenn die eigenen Kinder einen Pflegeroboter für dich ins Haus holen, damit du nicht verkalkst, mit was muss du da rechnen? Wenn dir deine Roboter-Real-Doll-Sexpuppe gesteht: „Ich kann glücklich, traurig, wütend, eifersüchtig oder ängstlich sein“ – was macht das mit dir?  Der Dokumentarfilm „Hi, AI“ zeigt ebenso humorvoll wie verstörend, was passiert, wenn künstliche und natürliche Intelligenz aufeinanderprallen. Die schlechte Nachricht: Humanoide Roboter und anthropomorphe Androide können bereits viel mehr als erwartet. Die gute: Aber sie können weitaus weniger als befürchtet. Oder verhalten sich gute und schlechte Nachricht genau andersherum? Am Ende des Films kommen die Kategorien gut und schlecht durchaus ins Wanken, weil jede Menge Fragen entstehen.

Szene aus dem Trailer zur Doku „Hi, Ai“ von Isabelle Willinger. (Alle Rechte liegen bei der Regisseurin)

Der Berliner Regisseurin ist ein ruhiger, unaufgeregter, hin und wieder grandios situationskomischer Film geglückt. Eine Dokumentation über das Miteinander von Menschen und humanoiden Roboter. Andernorts bereits im Dauerbetrieb, scheinen humanoide Roboter hierzulande eher noch Gegenstand von Fachkreisen – seien es Gesprächen in Gründer- und Investorenzirkeln, Vorträge auf Technik-Konferenzen oder Diskurse innerhalb philosophisch-ethischer Fachtagungen.

Isabelle Willingers Film könnte gelingen, endlich einen breiten Diskurs anzustoßen und das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Die Leistung der Regisseurin besteht unter anderem darin, sich selbst radikal zurückzunehmen. Willinger erspart uns die doku-typischen „Experten“-Interviews, stattdessen zeigt sie Speaker in Aktion. Sie verzichtet auf ein auktoriales Voice-Over, stattdessen blendet sie Podcasts ein, also ein Dialogmedium.

Der sematische Subtext: Wir alle müssen selbst diskutieren, fragen, verhandeln und entscheiden,. Doch dazu braucht es Öffentlichkeit. Öffentlichkeit, die sich im Gespräch der Gesellschaft entwickeln muss. So gesehen dokumentiert sie dialogische Zukunft im Entstehen. Genau dieser Kunstgriff macht den Film zu einem bedeutsamen, ja gesellschaftspolitischen Film von hoher Relevanz.

Wer den Film ganz ohne Vorwissen auf sich wirken lassen möchte, sollte hier zu lesen aufhören….

Isabelle Willinger gestaltet mit „Hi, AI“ ein Kaleidoskop, das immer andere, mögliche Zukunftswelten entstehen lässt. Sie eröffnet mit jedem Handlungsstrang neue Szenensplitter, die Fragen wecken.

  • Wir sehen, dass die Seniorin Sakurau Pepper wie einen Dreijährigen behandelt und erkennen, dass der komplizierte Satzbau der kultivierten Japanerin Pepper überfordert. Erst dieTochter kann Pepper einen Satz entlocken, weil sie einfacher und artikulierter, eben robotergerechter spricht. Und insgeheim fragt man sich: Wer hilft hier eigentlich wem? und wie verändert sich unser aller Sprechen, wenn Roboter überall unter uns sind? Als dann endlich die ganze Familie beieinander sitzt und das neue Mitglied Pepper anstrahlt, ist Omas Stimmung heiter wie nie. Roboter also nur als „Familienmitglied plusEins?“
  • Wir sehen, wie der souverän erscheinende Texaner Chuck der Humanoidin Harmony schlimmste Kindheitserfahrungen anvertraut, was sofort die Frage wachruft, ob wir Robotern gegenüber womöglich viel ehrlicher sein werden können, da wir keine gesellschaftliche Rolle einnehmen müssen? Roboter also als Entlastung vom sozialen Selbst?
  • Wir sehen den poetischen Tanz eines Roboters mit einem Ballonkörper und fragen uns, warum sollen Roboter eigentlich anthropomorph sein? Zumal sie, wenn sie zu menschenähnlich erscheinen, auch wieder abgelehnt werden, weil wir sie fürchten. Roboter also lieber als Robotoid, denn Humanoid?
  • Wir sehen die Serviceroboter am Infostand oder in Wartezonen, die – Vorführeffekt! – gar nicht mal so gut funktionieren. Unwillkürlich fragen wir uns, wie wohl die wütenden Reaktionen aussehen könnten, die dem Auflegen in der Warteschleife entspreche und wünschen den freundlichen Service-Humanoiden Begleitschutz. Roboter also bitte zu behandeln mit mehr Respekt?

Mehr wird nicht verraten. Der Film lohnt sich!

Der Beitrag erschien zuerst auf LinkedIn und in meinem Blog NatürlichKünstlich